„Ma lei non sa cos’è un uomo medio? È un mostro, un pericoloso delinquente, conformista, colonialista, razzista, schiavista, qualunquista.“

Pier Paolo Pasolini – Orson Welles in den Mund gelegt in La ricotta

 

Dass Orson Welles, um an Geld zu kommen, für so manchen Blödsinn zu haben war, ist allgemein bekannt, allerdings weniger die göttliche Fügung, die ihn eines Tages in die Hände von Pier Paolo Pasolini treiben sollte.

Denn für seinen Beitrag La ricotta in dem Episodenfilm Ro.Go.Pa.G. (kurz für die mitwirkenden Regisseure Rossellini, Godard, Pasolini und Gregoretti) benötigte Pasolini einen sich selbst spielenden Regisseur – und nicht mit irgendeinem wollte er sich begnügen, den Regisseur schlechthin wollte er: Orson Welles.

Und dieser, nachdem seiner exorbitanten Geldforderung schließlich nachgegeben worden war, fand sich auf einem Filmset mit Pasolini wieder, von dem er in seinem Leben noch nie etwas gehört hatte, mit einem Drehbuch in der Hand, von dem er kein Wort verstand, und vor die Aufgabe gestellt, die Szene im originalen Italienisch zu spielen – nachdem man ihm mit Händen und Füßen halbwegs erklären hatte können, worum es darin überhaupt ging.

Wie köstlich genial Orson Welles diese Aufgabe gemeistert hat, lässt sich an folgendem Juwel von Filmclip ermessen – ob ihm beim Dreh allerdings bewusst gewesen ist, welchen Sprengstoff Pasolinis Text für die damalige Zeit beinhaltete, sei dahingestellt …

NACHGEREICHTE TRIVIA

  • Die Stimme von Orson Welles wurde nachträglich im Studio gedoubelt. Nicht weil seine italienische Aussprache so entsetzlich gewesen wäre, wie er in einem späteren Interview begründete, sondern weil es damals gängige Praxis im italienischen Filmgeschäft war, selbst bei einheimischen Schauspielern. Eine Praxis allerdings, an die sich wiederum  Pasolini ansonsten nie gehalten hat …
  • Und wie es sich für einen guten Pasolini-Film gehört, zog auch La ricotta den üblichen Rattenschwanz an Skandal, Prozess und Zensur hinter sich her. Verunglimpfung der Staatsreligion, so die Begründung der Anklage, mit vier Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung für Pasolini, so das Ersturteil, das allerdings später wieder aufgehoben wurde.