Und auch wenn ihm Igor Strawinsky vorgeworfen haben soll, dass er in all seinen Werken immer die gleiche Kadenz benutzt hat, muss man Antonio Vivaldi zugestehen, dass diese schlichtweg genial ist. Und die Rhythmik betreffend drängt sich unvermeidlich der Eindruck auf, dass besagter Igor Strawinsky sich der einen oder anderen Anleihe bei dem so von ihm geschmähten Vivaldi bedient hat – zumindest der Lust, es nach Herzenslaune fetzen zu lassen.

Deshalb sei an dieser Stelle ein sehr schönes Werk von Vivaldi vorgestellt (abseits des mittlerweile etwas in den Ohren abgenutzten Frühlingsthemas der Vier Jahreszeiten):

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Dass Vivaldi auch abseits venezianischer Lebenslust zu komponieren wusste, auch dunklere Lebensseiten in Töne zu gießen vermochte, Schattenseiten, sei diesem stimmungsvollen Werk zu entnehmen, das sich geradezu in Sparsamkeit, in Rücknahme der musikalischen Kräfte übt – und der Zeit die nötige Zeit gibt, sich in aller Ruhe und Schönheit zu entfalten:

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Wirklich Pech hatte Vivaldi mit Wien, hatte er doch im Habsburger Kaiser Karl VI. einen Fan und Förderer erster VIP-Güteklasse gefunden, der in ihm die Hoffnung weckte, nördlich der Alpen seiner Karriere neuen Aufschwung geben zu können. 1740, kaum in Wien eingetroffen, starb ihm der Kaiser weg, die junge Maria Theresia musste sich aufgrund der folgenden Erbstreitigkeiten kurzzeitig nach Ungarn zurückziehen, und zu allem Überfluss blieben die Theater bis auf weiteres geschlossen.

Pleite und desillusioniert verstarb der prete rosso, wie er auch genannt wurde, bereits im Jahr darauf und wurde auf einem einfachen Friedhof vor den Toren Wiens beigesetzt (dort, wo sich heute der wuchtige Bau der Technischen Universität Wien breitmacht), um die nächsten zweihundert Jahre darauf zu warten, dass seiner Musik endlich die Anerkennung zuteil wird, die sie auch verdient.

Wien und seine Künstler eben …

Vivaldi Gedenktafel

 

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